12. Juni 2020
Zieher & Leeb sind immer noch getrennt von Bühne und Garderobe. Aber sie haben immer noch das geschriebene Wort und das schicken sie sich unerschrocken weiter zu. Alle CovBriefe sind hier zu finden: www.zieherundleeb.com
www.facebook.com/zieherleeb/
Die CovBriefe 21 – 30 sind hier zum Nachlesen.
CovBrief 21
Liebe Leeb,
dass diese Prüfung, derer du mich unterziehst, gleich auch das Volk animiert hat, aktiv zu werden, ist höchst erfreulich. Ja, so stelle ich mir unsere gemeinsame Amtszeit vor: Die von uns getroffenen Maßnahmen bringen das Volk dazu, kreativ zu werden, wofür sie zwar nicht mehr Geld, aber dafür ein Plus bekommen. Für mich als künftige Bundeskanzlerin war es natürlich ein Leichtes, ein Statement zu den drei von dir aufgelegten Gegenständen zu formulieren: „Liebes Volk, ich bin mir bewusst, dass viele von euch gerade das Gefühl haben sich auf einem Karussell zu befinden, dass das Leben mit ihnen stromlinienförmig dahinzischt, als wäre die Pandemie ein hochgetuntes Fahrobjekt in völlig unbekannten Dimensionen. Aber ich kann euch versichern, wir lassen kein Lebewesen zurück, weder Pferd noch Eisbär noch Schneekönigin oder gar Künstlerin. In diesem Sinne vertraut darauf, dass wir in eine bunte Zukunft steuern, die uns alle ein bisschen mehr am Boden bleiben lässt.“ Du kannst das Statement gerne frisch bei dir ausdrucken. Gerade jetzt ist es wichtig, dass es eine starke weibliche Stimme gibt, jetzt, da eine der ganz großen, viele bewegenden Frauen beabsichtigt, die öffentliche Bühne zu verlassen. (Nein, nicht die Schifahrerin Anna Veith!) Ich spreche von der einzigartig anmutenden, in ihrer geistesgegenwärtigen Identität höchst erstaunlichen Ursula Stenzel, die endgültig aufhören wird politische Platzhalterin zu spielen. Sie wird eine Lücke hinterlassen, die nur schwer aufzufüllen sein wird – aber ich bemühe mich. Ich habe mich auch bemüht, unserem ersten Arbeitstreffen etwas Positives abzugewinnen. Deine Prioritätensetzung, was Themen betrifft hat mich schockiert – wie so oft. Ich habe mich trotzdem gewissenhaft dem von dir eingebrachten Thema gewidmet, obwohl ich als künftige Bundeskanzlerin schon etwas um meinen Ruf fürchte. Von einer Veröffentlichung des Arbeitsergebnisses rate ich ab, um nicht ein PR-Desaster in den Dimensionen „KurzimKleinwalsertal“ zu verursachen.
Es grüßt dich,
Zieher
CovBrief 22
Hallo Zieher!
Es liegt und lag mir fern, dich zu etwas zu überreden, das du nicht machen willst. Ich glaube, wenn du ganz ehrlich bist, hattest du auch Gefallen am Thema unseres Arbeitstreffens, oder? Hier ist übrigens das Ergebnis unserer Arbeit. Der „Zieher&Leeb-Podcast“!
https://http.podigee.io/1-neue-episode
Nur damit wir da nix übersehen. Und hier gleich das zweite Apropos. Apropos Übersehen! Bin total froh, dass wir kurz nach 22:30 aus dem Business-Meeting mit VdB raus sind – das hätte ins Auge gehen können… Ach. Noch was. Bitte überleg dir einen TikTok-Snapchat-PokemonGo-oder-wie auch immer der Irrsinn heißt-Account anzulegen – da kommt niemand drum herum heutzutage.
Es grüßt dich, Leeb
CovBrief 23
Beste Leeb,
nachdem ich schon Tic Tac und anderen Süßlichkeiten abgeschworen habe, werde ich erst recht nicht mit Tiktok anfangen. Man will sich doch etwas Würde bewahren. Da lüge ich mir lieber in meine gut gefüllten Taschen, dass ich sowieso wahnsinnigmodernuptodateangesagt bin. Natürlich hatte ich Gefallen an unserem Arbeitstreffen, denn einmal mehr konnte ich die Skrupellosigkeit beobachten, mit der du Themen setzt. Nicht umsonst habe ich dich als persönlichen Kickl meiner Bundeskanzlerinnenschaft vorgesehen. Da du unser Arbeitsergebnis via Podcast unters Volk gebracht hast, haben uns merkwürdigerweise 6583 Menschen auf Facebook entliked, dafür haben wir 59 neue dazu gewonnen mit sehr ungewöhnlichen Klarnamen wie „deineristkleineralsmeiner97“. „Man kann nicht von allen geliebt werden“, wirst du wohl dazu sagen. Überhaupt bewundere ich die Treffsicherheit, mit der du auf empathische Art Sprüche raushaust, die einem Halt geben im Leben. Mit deinem Lebensberatungscoaching hast du mich wieder mal von meiner Aufschieberitis weg hin zu mehr Arbeitsfähigkeit motiviert und bewiesen, dass du quasi ein Naturtalent im Sprücheklopfen bist. Unser Land braucht gerade jetzt so aufbauende Worte, wie nur du sie einem gegeben kannst.
Aufrichtig grüßt dich, Zieher
CovBrief 24
Hallo Zieher.
Mir ist gerade eben aufgefallen, dass ich einen türkisanen Regenschirm besitze. Das bringt mich zu der Erkenntnis, wie wichtig Farben und Zuschreibungen sind und dies haben wir bei deiner Kampagne ja noch völlig übersehen! Welche Farbe, Zieher, welche Farbe?! Es bleibt nicht mehr viel übrig! Ganz spontan sag’ ich jetzt: nehmen wir Schwarz! Schwarz ist ja quasi durch Türkis ersetzt und wenn jetzt nicht Rot auf Blau umschwenkt und Blau sich doch für Braun entscheidet und noch mehr Verwirrung entsteht, ist das jetzt ein ideales Zeitfenster für Schwarz! Das ist auch so ideal, weil Schwarz macht schlank. Das ist das Allerallerwichtigste. Alles, nur nicht blad auf einem Plakat. (Eventuell Kampagnen-Motto?) Schwarz passt zu allem, steht dir ganz gut, ist unauffällig und verunsichert politische MitstreiterInnen nicht. Auch sehr wichtig! Verunsicherung ist das Glatteis der schwankenden Meinung! Such dir bitte auch noch ein Adjektiv (Wie-Wort) für‘s Plakat aus! „Mutig“ und „neu“ gehen nimmer, „nachhaltig“ ist viel zu aufregend, islamistisch“ ist auch schon vergeben und „bemüht“ funktioniert bei Rot nur mäßig, also heißt es kreativ werden!
Es grüßt dich,
Leeb
CovBrief 25
Gute Leeb,
du denkst wirklich an alles! Ohne Farbe ist die schönste Politik ja nichts wert. Ich habe mich schon – deine Ratschläge in den Wind schlagend –entschieden: Eierschalenfarben. Das ist eine Farbe zum Anfassen, passt überall dazu und tut niemandem weh. Auch die Botschaft dahinter ist subtil: Ich brüte Ideen aus. Demokratie muss man wie ein rohes Ei behandeln. Eieiei! (Könnte auch schon der Slogan sein). Beim Claim klingt mir „kreativ“ zu sehr nach Steuerbetrug und „kleinkariert“ nach Schulheft (aber danke dem Volk für diese Vorschläge!). Ich nehme „unaufgeregt“. Die Menschen sehnen sich jetzt danach, dass eine Zeit lang mal rein gar nichts passiert, ein Trend, der durchaus 10, 12 Jahre anhalten kann (so lange möchte ich auf jeden Fall im Amt bleiben). In der Nacht habe ich auch schon die Firma Puller-Marketingforthehousedemand beauftragt ein Konzept zu erstellen. Es ist mit 3 Seiten sehr umfangreich ausgefallen und ein Schnäppchen. Es kostet nur 100 oder 100000000 Euro, genau kann ich das nicht mehr sagen, weil das beim nächtlichen Telefonat nicht so gut zu verstehen war. Aber koste es was es wolle, ich will da nicht kleinlich sein. Das neue Wappentier wird übrigens der Bär und Bärentatzen das neue Logo. Bären sind nämlich sooo kuschelig, aber wenn’s drauf ankommt megagefährlich – so wie ich. Außerdem kriegen die Leute dadurch einen Bärenhunger, gehen in die österreichischen Wirtshäuser und kurbeln so die Wirtschaft an. Also, hau dir am Wochenende ruhig den Bauch voll.
Mit bärigen Grüßen, Zieher
#FakeCov #Fakeoff #ZieherLeeb #TAG
CovBrief 26
Hallo Zieher.
Bären und Eierfarbe – wunderbar!
Außerdem bin ich froh, dass du das Thema “Wirtschaft ankurbeln“ aufs Tapet gebracht hast. Dazu musst du natürlich dem Volk auch Geld zur Verfügung stellen, weil ohne Göd’, ka Musi, ohne Marie ka Landpartie, ohne Moos, nix los.
Du solltest das Geld aber tatsächlich persönlich unters Volk bringen, denn das bringt Sympathie und Wohlwollen. Aber bitte mach‘ nicht den Anfängerfehler wie Ministerin Aschbacher, die den Hunderter einfach so einem Baby überreicht hat, als ob man dafür keine Leistung erbringen müsste! Falsches Bild an die Jugend! Wenn, dann organisieren wir eine gescheite Inszenierung mit einem Rudel Kinder, die wenigstens das Alphabet rülpsen können oder ein Bild vom Herrn Jesus gemalt haben.
Du kannst dabei gerne freundlich lächeln, sag ihnen aber ganz klar, dass von nix, nix kommt, jeder seine Glückes Schmied ist und der frühe Vogel den Wurm fängt.
Und nächste Woche ist die Fotostrecke „Zieher mit Babykatze, Zieher mit Hundewelpen und Zieher mit handzahmen Babyelefant“ dran. Nicht vergessen!
Gruß, Leeb
CovBrief 27
Liebe Leeb,
nicht einmal ich habe so viele Haare, wie ich sie mir dauernd raufen möchte. Ich wollte ja noch etwas warten, aber ich muss jetzt endlich Bundeskanzlerin werden. Wir brauchen dringend neue Grenzen! Die Landesgrenzen lasse ich wie sie sind, die haben sich als recht praktikabel erwiesen. Aber es muss Grenzen für Dummheit, Dreistigkeit und Draufhaumanieren geben. Wer ein politisches Amt bei mir innehaben und behalten möchte, muss sich daran halten. Als erstes wird es einen Entschuldigungskurs für alle geben: Wenn etwas nicht so gelaufen ist, wie es laufen hätte sollen, wird nicht ein x-beliebiger Schuldiger gesucht („Leute, die ihren Namen nicht schreiben können“, „Medien, die einen zu sehr bedrängen“), sondern der- oder diejenige spricht den Satz: „Da ist ein Fehler passiert, es tut mir leid“. Jede Parlamentssitzung, jeder Ministerrat fängt mit einer Runde Entschuldigenüben an. Wer dazu nicht in der Lage ist, muss andernfalls ein Referat über den Roman „Schuld und Sühne“ ausarbeiten und dieses im Rahmen des Deutschförderunterrichts an österreichischen Pflichtschulen halten. Ausreden – ja gerne, aber die Intelligenz des Volkes beleidigende Ausreden („Kinder, die nach Geld greifen“) werden mit 9 Wochen Ballettunterricht in der Staatsoper bestraft. Wer Phrasen drischt, wie „christliche Werte hochhalten“, „wir haben alles richtig gemacht“ oder „das wurde aus dem Zusammenhang gerissen“, kommt für ein halbes Jahr in ein Schweigekloster. Das klingt jetzt vielleicht alles ein bisschen hart, aber sonst wird das einfach nichts. Ich hab übrigens noch etwas ganz Revolutionäres vor: Wer inkompetent ist, fliegt.
Gruß, Zieher
CovBrief28
Hallo Zieher!
Ich muss sagen, du überrascht mich immer wieder. Als Eingeborene solltest du doch bitte wissen, dass in Österreich der Umgang mit Fakten und alternativen Fakten ein Balanceakt ist. Ich versteige mich fast dazu, Eiertanz zu sagen, aber das nur unter uns jetzt. Die Idee mit der Wahrheit und Fähigkeit zur Reflexion ist lieb, aber undurchführbar. Und mit dem Begriff ‚Kompetenz‘ darf man schon ü-ber-haupt nicht hausieren gehen. Zieher! Was ist mit dem Leitfaden zum Thema „Kommunikation nach außen“ passiert, den ich dir geschickt habe? Du solltest die 30 Aussagen auswendig lernen und jedes deiner Statements danach gestalten. Du darfst eh die Reihenfolge selbst bestimmen! (Nimm dir bitte dringend ein Beispiel an Frau Ministerin Aschbacher! Die kann das wirklich, im Gegensatz zu dir.) Ich hoffe, dieser Ordnungsruf ist bei dir angekommen, sonst haben wir ein Problem mehr, das wir eigentlich nicht haben müssten! Es reicht doch bitte schon, dass du nicht bereit warst, das Foto mit den drei Babykätzchen an der stark frequentierten Bushaltestelle im nördlichen Waldviertel zu machen. Katzenhaarallergie. Pah. Ich erwarte Besserung.
Erbost, Leeb
P.S. Und such jetzt endlich dein Goldhäubchen für den Pressetermin am Attersee.
CovBrief 29
Ach, Leeb,
Kommunikationsvorgaben! Nach all den Jahren, in denen wir miteinander improvisiert haben, hast du da noch immer nicht den Irrglauben verloren, ich könnte jemals das sagen, was du möchtest, das Richtige, das auswendig Gelernte, Hochqualifiziertes? Das mit der Message Control hat einfach einen Haken: Aus einem Nashorn wird kein Schmetterling. Flöhe lernen kein Ballett. Deckel drauf und zu funktioniert nicht. Sich an Kommunikationsvorgaben halten zu müssen kann zu einer Geißel werden, derer man sich einfach nur noch entledigen möchte. Ich sage nur: Tirol. Da hat einer sich endlich so etwas wie eine Zivilisationshaut zugelegt, kann mit Messer und Gabel essen und das Wort „Landeshauptmann-Stellvertreter“ richtig buchstabieren, und auf einmal – SAKRAHAXN – entfleucht einem so ein „widerwärtiges Luder“ aus dem unkontrollierbaren Mund. Danach das übliche Dreigestirn österreichischer Krisenlösungskompetenz: Dummheit, Dreistigkeit, Draufhaumanieren (ich zitiere mich hier selbst aus dem CovBrief 27). Wäre ich bereits Bundeskanzlerin würde ich anordnen, die Tiroler Politik einer Entgeiselung und einer längst fälligen Entdornung zu unterziehen. Von alleine werden solche Mannsbilder ja nicht zurück treten. Denn wann ist denn zuletzt in Österreich freiwillig jemand zurückgetreten? Ahja, richtig, im Mai – eine Frau. Aber du hast schon Recht, etwas professionelle Kommunikation nach außen schadet nicht für die eigene Beliebtheit und so bessere ich mich und komme Deinem Wunsch nach Tierbildern nach. Kätzchen sind es keine, denn hier möchte ich authentisch bleiben und nur Tiere abbilden, die in meinem Heim zu finden sind. Wettere nicht, dass es keine einheimischen Tiere sind. Immerhin bringe ich damit etwas Exotik in die heurige Urlaubssaison daheim.
Beste Grüße,
Zieher
CovBrief 30
Hallo Zieher.
Die Ereignisse überschlagen sich im Moment – ich kann mich vor lauter Kracher-Schlagzeilen nicht entscheiden, nach welchem Wind wir uns drehen sollen.
Sollen wir, so wie Heidi und Gaston, unangenehme Befragungen auslassen oder die Termine wahrnehmen und dann aber so wie Joschi, HC und Harald die Fragen nicht beantworten?
Bitte um deine Ansicht dazu!
Zum Thema „exotische Tiere“ ist dir leider ein Kapitalfehler passiert: Wenn schon Tiere aus dem Ausland, dann nicht in der verniedlichten Fassung. Da fühlen viele Österreicherinnen und -eicher nicht, dass du die von so vielen verspürte Gefahr nicht verhinderst. Wenn schon exotisch, dann lebend und eingesperrt! Du kannst jetzt natürlich sagen, dass das alles sehr hart formuliert ist. Aber wir wissen doch mittlerweile, dass Verantwortliche in Österreich in der Pressearbeit weichgespült, in den Entscheidungen allerdings knallhart und schonungslos handeln. Was tun, um in diesem Land wählbar zu bleiben?
Auf alle Fälle Mannerschnitten kaufen. Weil im Herzen sind und bleiben wir rosa.
Gruß, Leeb