12.04.2021
Ich war in den letzten Wochen oft müde. Pandemiemüde – wie so viele. Trotz Müdigkeit bin ich heute im Wienerwald spazieren gegangen, über den Wilhelminenberg Richtung Neuwaldegg. Während des Gehens habe ich viel über Projekte und die Zukunft gegrübelt. Das Gehen hat mich gelangweilt, es war mühsam, irgendwann hab ich nur noch überlegt, wie lang ich bis nach Hause brauche. Und dann lag auf dem Weg auf einmal ein Baumstamm, …
… über den man drübersteigen musste. Und nach dem ersten Baum lag noch einer und dann noch einer, dann ein ganzes Gewirr an Stämmen, Ästen und Zweigen, offensichtlich Bäume die nach dem Winter geschlägert, aber noch nicht weggeräumt wurden. Es war nicht einfach weiter zu gehen. Man musste sich auf jeden einzelnen Schritt konzentrieren, über die Stämme balancieren, Zweigen ausweichen, trittfesten Untergrund finden, es war ein richtiges Wirrwarr. Es war nicht besonders gefährlich, aber man konnte sich nur langsam, aufmerksam weiter bewegen, darauf konzentriert, einen Schritt nach dem nächsten zu setzen. Währenddessen habe ich nicht eine Sekunde über irgendwas gegrübelt. Nach ein paar Minuten hatten wir das Dickicht hinter uns. Unten wartete nicht nur eine freie Bank in der Sonne am Teich auf uns, sondern ich war auf einmal nicht mehr müde, sondern gut aufgelegt und erfrischt.
Wieder einmal habe ich gemerkt, dass es mir derzeit am meisten hilft, wenn ich nur einen Schritt nach dem nächsten setze, von Tag zu Tag, von Woche zu Woche denke und nicht zu viel darüber nachdenke, was in ein paar Monaten sein wird, denn das kann momentan sowieso keiner sagen. Ich muss mir auch nicht die Riesenbrocken an Projekten für diese Zeit vornehmen, mich nicht überfordern, aber kleine Herausforderungen tun mir gut, manchmal wartet danach nämlich ein überraschend schöner Lohn.
Ich hab mir vorgenommen, dieses Schritt-für-Schritt-Denken jetzt wieder mehr zu üben. Was ich morgen mache, weiß ich schon: da spiele ich online Improtheater mit meiner Kollegin Magda Leeb und freu mich schon riesig darauf.
Und danach schau ich weiter.